C. Schulentwicklung

 

7.2 Schulseelsorge

Schulseelsorge – Alltagsseelsorge im Kontext von Schule

Grundlegend für unser Verständnis von Seelsorge ist die Überzeugung, dass Menschen etwas von der Menschenfreundlichkeit Gottes erfahren, wenn sie für einander aufmerksam werden und sich einander zuwenden, sei es helfend, ermutigend, ratend oder herausfordernd. In der Schule wird Seelsorge in unterschiedlichen Zusammenhängen geübt: im Religionsunterricht, im kollegialen Gespräch, in der Beratung, in alltäglichen Situationen, im Gespräch von Mensch zu Mensch. In institutionalisierter Form wird die Schulseelsorge am HEBK von einer evangelischen Pfarrerin und einem evangelischen Pfarrer geübt. Um professionellen Anforderungen zu entsprechen, steht Seelsorge im Kontext von Schule vor der Herausforderung die Personen-angemessenheit, Situationsangemessenheit und Institutionsangemessenheit in ihren spezifischen Belangen in Balance zu bringen.

 

Schulseelsorge und Beratung

Die Schulseelsorge ist vernetzt mit anderen Angeboten der Beratung (Beratungs-team, Schulsozialarbeit) und eingebunden in formelle Strukturen der Beratung (gemeinsame Sitzungen, Sprechzeiten, Fortbildungen, Öffentlichkeitsarbeit). Die Schulseelsorger verstehen ihre Arbeit als Teil des Beratungsangebotes des Beratungsteams und bringen ihre Kompetenzen – insbesondere in der Begleitung von Trauerprozessen und der Traumaprävention – in das Team ein. Insofern gelten die Grundsätze und Prinzipien der Beratung auch für die Beratungsangebote der Schulseelsorge.

Über die Verschwiegenheitspflicht hinausgehend gilt für die Schulseelsorge als Pfarrer/-in das Beichtgeheimnis, so dass in Seelsorgesituationen die Vertraulichkeit auch gewahrt bleiben kann, wenn Lehrer*innen aus dienstlichen Gründen Vorgesetzte über Gesprächsinhalte informieren müssen. Im Einzelfall kann es zu einem Rollenkonflikt kommen, z. B. wenn der/die Schulseelsorger/-in einen Schüler beraten soll, der zugleich beurteilt und bewertet muss. Diese Ambivalenz gilt allerdings für alle Beratungsangebote, die durch Lehrkräfte durchgeführt werden. Zur Professionalität der Schulseelsorge gehört es, diese Ambivalenz zu erkennen und mit ihr angemessen umzugehen. Angebote der kollegialen Beratung und Intervision gehören zum Qualitätsstandard des Beratungsteams.

 

Schulseelsorge und spirituelle Angebote

Gottesdienste (z. B. zur Abiturfeier), Andachten (z. B. zum Gedenken an verstorbene Mitglieder des Kollegiums) und andere spirituelle Angebote (z. B. im Rahmen der schulischen Adventsfeier) ermöglichen punktuell, auf die Dimension des Religiösen im Rahmen der Schule aufmerksam zu machen, ohne über die Innerlichkeit der Einzelnen verfügen zu wollen. Besondere Bedeutung haben spirituelle Angebote bei der Bewältigung von Tod und Trauer in der Schule, sei es beim Tod eines Kollegen/einer Kollegin oder beim Tod eines Schülers/einer Schülerin. Neben der Begleitung von Trauernden und der Begleitung von Lehrkräften (in erster Linie Klassenleitungen) bringt die Schulseelsorge hier besondere Kompetenzen für die Gestaltung von Ritualen in das Schulleben ein (Gedenkfeiern in der Schule, Gang zum Friedhof, Teilnahme an einer Bestattung).

 

Schulseelsorge ist ökumenisch – partnerschaftlich ausgerichtet

Obwohl ausschließlich evangelische Geistliche für die Schulseelsorge zur Verfügung stehen, versteht sich Schulseelsorge ökumenisch. Konfessionell geprägte, aber vertraute Formen der Bewältigung von Krisen und Trauer haben in Seelsorgesituationen ihren Eigenwert, dem mit Respekt begegnet wird. Im Bedarfsfall (z. B. Krisensituationen) kann auf ein Netz von Notfallseelsorgern beider Kirchen zeitnah zurückgegriffen werden. Im Einzelfall kann ein Gesprächsangebot eines katholischen Seelsorgers unkompliziert vermittelt werden.

 

Interreligiöse Schulseelsorge

Die Begleitung nicht-christlicher Schüler*innen durch Schulseelsorge stellt eine besondere Herausforderung dar, vor allem wenn bestimmte religiöse oder kulturelle Prägungen Konflikte im Familiensystem, in schulischen Zusammenhängen (z. B. Teilnahme an Klassenfahrten) oder am Arbeitsplatz entstehen lassen. Schulseelsorge kann über ein Netz von Kontakten zu Partnern, die im Bereich des interreligiösen Dialogs arbeiten, sowie durch einschlägige Fortbildungen erforderliches Hintergrundwissen bereitstellen. Sie versucht im System Schule die erforderliche Religionssensibiltät zu fördern und steht in Kontakt zu den muslimischen Lehrkräften, um im Bedarfsfall eine religiöse Aspekte authentisch in die Beratung einbringen zu können.

 

Ansprechpartner:

Pfarrerin Christa Liedtke (christa.liedtke@hebk.de)

Pfarrer Edgar Wehmeier (edgar.wehmeier@hebk.de)

 

Arbeitsprogramm 2018 – 2020

  • Qualitätssicherung durch Teilnahme an Fortbildungen
  • (Qualifizierung von Frau Liedtke zur Schulsseelsorgerin durch Teilnahme an
  • Fortbildungsmodulen des Pädagogischen Instituts der EKvW)
  • (Teilnahme am Studientag „Salafismus“ am 7. November 2018 in Hamm)
  • Organisation einer SchiLF „Traumatisierung“
  • Entwicklung eines Fortbildungsangebotes für Berufseinsteiger
  • „Wenn der Tod in die Schule kommt…“
  • Profilierung des Seelsorgeangebotes durch innerschulische Öffentlichkeitsarbeit
  • Mitarbeit bei der Gestaltung des spirituellen Raumes (in Kooperation mit der Fachkonferenz ER/KR/PrPh)