C. Schulentwicklung

 

7.1 Psychosoziale Beratung am HEBK

Situation und Beratungsanlässe an unserer Schule

Unser Berufskolleg bietet Schüler*innen eine hohe Vielfalt an Bildungsgängen. Dies impliziert eine große Wahlmöglichkeit für jede/n Einzelne/n.

Wir begleiten und unterstützen Schüler*innen in ihren jeweiligen Suchbewegungen und fördern hilfreiche Strategien zur Bewältigung.

Anlässe der Beratung können sein: Das Übergangsmanagement von der Partnerschule im Sinne einer klaren Orientierung verantwortlich zu gestalten, Schüler*innen bei Umbrüchen in ihrer persönlichen Situation zu stärken oder das Wechseln in andere Bildungsgänge in nahtloser Kooperation mit Kolleg*innen zu gewährleisten.

 

Verständnis und Ziel unserer Beratung

Die tragende Säule für die Beratung an unserer Schule ist die Anlehnung an ein humanistisch geprägtes Menschenbild. Unser Beratungsverständnis orientiert sich an der Überzeugung, Menschen verfügen über ein schöpferisches Bewusstsein und eigene Selbstentfaltungskräfte.

Das übergeordnete Ziel unserer Beratung besteht darin, Problemlösekompetenzen zu aktivieren und Schritte in Richtung Selbsttätigkeit und Selbstbestimmung im sozialverträglichen Kontext zu unterstützen.

Unser Beratungsverständnis ist systemisch – konstruktivistisch geprägt. Damit verbunden ist unter anderem die Annahme, dass jedes Verhalten subjektiven Sinn macht; auch, wenn dieser zunächst nicht erkennbar ist. Unser Gegenüber für eine Haltung zu ermutigen und zu sensibilisieren, die es ihm erlaubt, eigene Verhaltensmuster eigenverantwortlich in den Blick zu nehmen, bewirkt im besten Fall das Initiieren von Selbstwirksamkeitsprozessen.

Menschen haben alle Ressourcen, die sie zur Lösung ihrer Probleme benötigen. Aus unserer Sicht ist es Aufgabe der Beratung, diese Ressourcen zu finden. Indem wir uns auf die Bereiche ausrichten, in denen der Schüler bzw. die Schülerin bereits erfolgreich war, aktivieren wir Lösungskompetenzen. Für die Ressourcenaktivierung bedeutet es, unter der Vielzahl dieser Merkmale solche aufzuspüren, die für den Schüler bzw. die Schülerin motivational stark besetzt und für das Selbstwertgefühl besonders wichtig sind, und diese für den Beratungsprozess zu mobilisieren. Das bedeutet: keine einseitige Problemfokussierung, sondern Lösungsorientierung. Auf der gemeinsamen Suche nach passenden Lösungen fördern wir eine mehrperspektivische, vielfältige Betrachtungsweise. Anstelle einer rückwärts gerichteten und wenig konstruktiven Denkweise „Warum? Woher kommt das Verhalten?“  rückt der gegenwärtige Ist – Zustand als hilfreicher Parameter in unseren Interessenfokus. Das bedeutet, dass unsere Beratungstätigkeit durch Fragestellungen wie z.B.: „Was ist hilfreich?“, „Wohin soll Beratung führen?“ geleitet ist.

 

Zielorientierung in der Beratung

Beratung im Kontext unserer Schule genügt sich nicht selbst. Mit der Lösungsausrichtung orientiert sich unsere Beratungstätigkeit an klaren Zielen. Ziele geben unserem Beratungsprozess Struktur und Richtung. Mit der Zielausrichtung können zum einen unrealistische Vorstellungen und Erwartungen aufgedeckt und thematisiert werden. Zum anderen kommt der Konzentration auf den Zielgestaltungsprozess, wie es beispielsweise beim „SMART-Modell“ der Fall ist, eine enorme Bedeutung in Beratungsprozessen zu. Wir beziehen uns dabei auf aktuelle neurowissenschaftliche Erkenntnisse.

Die Auseinandersetzung mit jeweils bedeutsamen Zielen impliziert, dass wir mit den Ratsuchenden individualisierte Prozesse führen. Jeder Beratungsprozess ist in Hinblick auf seine zeitliche und inhaltliche Struktur einmalig. Wir begrüßen und fördern individuelle Vielfalt.

 

Prinzipien unserer Beratung

Beratung kann nur dann funktionieren, wenn sie gewollt wird. Das Prinzip der Freiwilligkeit bedeutet, dass Schüler*innen gegenüber die Inanspruchnahme einer Beratung empfohlen, aber nicht angeordnet werden kann.

Um zu gewährleisten, dass sich Schüler*innen auf Prozesse einlassen, die persönliche Themen zum Inhalt haben, braucht es zudem Verschwiegenheit von Seiten der beratenden Person.

Niedrigschwelligkeit als Prinzip unseres Beratungsformats als Grundlage meint, dass Schüler und Schüler*innen ohne bürokratische Hürden schnellstmöglich mit uns als Beratende in Kontakt treten können und ihnen umgehend ein Hilfsangebot unterbreitet wird. Dies erscheint uns insbesondere in persönlichen Krisenzeiten sehr wichtig.

Über das in allen Bildungsgängen verankerte Beratungskonzept als Grundlage der Lernberatung hinaus beraten wir anlassbezogen. Schüler*innen kommen mit einem konkreten Anlass und einem individuellen Anliegen zu uns in die Beratung. Dementsprechend verlaufen diese Beratungsprozesse in ihrer inhaltlichen und zeitlichen Struktur sehr unterschiedlich.

 

Rolle in der Beratung
Wir verstehen unsere Rolle in der Beratung als Begleitende und Impulsgebende auf dem Weg, eine höhere Problemlösungskompetenz unseres Gegenübers zu entwickeln.

Systemische Beratung ist prozessorientiert. Der Schüler bzw. die Schülerin hat und behält während des ganzen Prozesses die Verantwortung für sein bzw. ihr Verhalten. Von der beratenden Lehrkraft erhält er bzw. sie in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Veränderungen im Verlauf des Prozesses werden in der Beratung aufmerksam reflektiert.

 

Beratungsteam

Um die Vielfalt in unserer Beratungstätigkeit abzubilden, bieten wir in unserem Beratungsteam diverse Kompetenzen an. Wir bestehen aus einem Team von Kolleg*innen, die mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten beraterisch tätig sind. Zwei Kollegen sind darüber hinaus seelsorgerisch ausgebildet. Ein Schulsozialarbeiter ergänzt unser Team. Um die professionelle Fachlichkeit unserer Arbeit gewährleisten zu können, finden in regelmäßigen Abständen ein Austausch im Sinne einer kollegialen Fallbesprechung sowie Fortbildungen statt.

 

Adressaten und Angebotsstruktur unserer Beratung

Unser Beratungsangebot richtet sich sowohl an Schüler und Schüler*innen aller Bildungsgänge als auch an Kolleginnen und Kollegen unseres Berufskollegs.

Neben erfahrenen Kolleg*Innen finden ebenso auch junge, weniger erfahrene Kolleg*innen innerhalb unserer Beratungsangebote Orientierung und Entlastung im professionellen, wohlmeinenden Austausch.

Hier bieten wir neben strukturierten Fortbildungs-Beratungsmodulen Job-Shadowing durch Unterrichtshospitationen als auch anlassbezogene Gesprächssituationen an.

Kolleg*innen unserer Schule unterstützen und stärken wir dabei in ihrer Rolle als Beratende, sei es in der Funktion als Klassenleitung oder als Fachlehrerin bzw. Fachlehrer. Dies geschieht mit dem übergeordneten Ziel, gemeinsam professionelle und gleichzeitig individuell stimmige Strategien zu entwickeln wie beispielsweise im Umgang mit herausforderndem Schülerverhalten, einer ungelösten konflikthaften Situation oder dem eigenen Arbeitsdruck. Mit dieser Unterstützung erfahren unsere Kolleginnen und Kollegen eine Stärkung ihrer professionellen Beratungskompetenz, die sich wiederum bereichernd für die Schülerschaft auswirkt.

Beratung kann sowohl in punktueller, einmaliger Weise stattfinden als auch in Form einer Abfolge von Beratungsgesprächen in unterschiedlichen Intervallen. Letztere sind bei uns die Regel.

Die Mehrzahl der Beratungsprozesse findet im Einzelsetting statt und werden als solche angefragt. Dadurch ist eine individualisierte Hilfestellung und Begleitung gewährleistet.

Schüler*innen, die unser Beratungsangebot nutzen, bewegt grundsätzlich der Wunsch nach einer (Neu-) Orientierung. Die Bewältigung von Krisen und Konflikten, die oft zwangsläufig mit Belastungen im schulischen Kontext einhergehen, sind häufig Inhalte unserer Beratungstätigkeit.

Ebenso kann die Bewältigung der eigenen Trauer bei Verlust eines nahestehenden Menschen oder Möglichkeiten der Prävention bei einer Suchtgefährdung Anlass der Beratung sein.

Bei der Lernberatung können beispielsweise Methoden hilfreicher Lernstrategien oder das eigene Zeitmanagement Beratungsbedürfnisse von Schüler*innen sein. Ebenso begleiten und beraten wir Klassen sowohl im Neustart in proaktiver Form z.B. in der gymnasialen Oberstufe als auch Lerngruppen, in welchen Konflikte bereits aufgetreten sind.

 

Evaluation und Feedback

Wir dokumentieren und evaluieren unsere Beratungsprozesse in anonymisierter Form anhand eines von uns entwickelten Feedbackbogens. Unser Ziel ist es, mit den Rückmeldungen fortwährend die Wirksamkeit unserer Beratung zu ermitteln.

 

Beratungstätigkeit als Kooperationskultur

Wir pflegen eine Beratungskultur der Kooperation. Das kann für die innerschulische Arbeit beispielsweise bedeuten, dass wir in Absprache mit dem Schüler bzw. der Schülerin und Klassenleitung die an unserer Schule ansässigen Laufbahn- und Studienberatung initiieren oder empfehlen.

Für die außerschulische Netzwerkarbeit bestehen verlässliche, regionale Kooperationspartner wie z.B. die Schulpsychologische Beratungsstelle, die Schuldnerberatung, das Jugendamt oder die Drogenberatungsstelle.

Unser Beratungsangebot kann über den persönlichen Kontakt oder per E-Mail entstehen. Im Stundenplan von uns beratenden Lehrkräften sind wöchentlich und für alle transparent einsehbar Präsenzzeiten ausgewiesen, so dass neben der Möglichkeit der Vereinbarung auch spontan Beratung von Kolleg*innen und Schüler*innen angefragt werden kann.

Für die Beratungsgespräche stehen uns als Beratungsteam zwei gesonderte Räume zur Verfügung.

 

Entwicklungsvorhaben

  • Weiterarbeit am Evaluationsbogen und daraus abzuleitende Arbeitsschwerpunkte für das Beratungsteam
  • Weiterentwicklung und Implementierung der kollegialen Fallberatung an unserem Berufskolleg
  • Initialisierung von Kooperationsprojekten zwischen Beratungsteam, Schulsozialarbeit und Sonderpädagogin in den unterschiedlichen Bildungsgängen