Mit Kunst die Gesellschaft verändern?

Diese Frage stellten sich die Schüler*innen des 13. Jahrgangs des Beruflichen Gymnasiums und beschäftigten sich im Themengebiet „Kunst – Gesellschaft – Politik“ mit sehr verschiedenen Themen und vielfältigen Möglichkeiten ihrer Darstellung: Skulptur, Performance, Fotoserien – alles in Anlehnung an aktuelle Künstler, die ähnlich arbeiten wie Marina Abramivic, Piotr Pawlenski und Santiago Sierra. An dieser Stelle seien einige Beispiel mit Text und Bild erwähnt:

Die Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie beschäftigte Kiara Blome. Sie stellte Kleidung aus Abfall her und zog Schaufensterpuppen an: Ein Kleid aus Zeitungspapier, Schule aus PET-Flaschen, eine Hose aus Eierkartons…


„Plastik ist hier, Plastik ist da. Ganz egal, ob wir uns am Meer, in der Stadt oder in ländlichen Regionen befinden. In der Regel finden wir überall Plastikmüll. Dieses kleine Stück Plastikmüll, das für uns auf den ersten Blick harmlos erscheint, ist für die Umwelt und seine Lebewesen eine Katastrophe. Der Plastikmüll ist überall und gerät zu oft in die Meere. Das Problem dabei, Plastik verrottet nicht oder es braucht weit über 100 Jahre.
Wir sind fast alle fürchterlich scheinheilig. Wenn wir die Bilder von Meeren sehen, in denen mehr Müll schwimmt als Fisch, fragt man sich, wie lange das Meer, welches für unsere Existenz wichtig ist, das noch aushalten kann. Stehen wir kurz darauf im Supermarkt, kaufen wir trotzdem Salatgurken, die in Plastik gehüllt sind. Wir reden ständig über nachhaltige Kleidung, aber wenn wir z.B. neue Unterwäsche brauchen, kaufen wir sie günstig im Dreierpack in Kaufhäusern. Die Frage ist nur: ist es überhaupt möglich, sich komplett ökologisch anzuziehen? – Ja, es ist möglich, nur für mich und andere Jugendliche nicht bezahlbar. Bei den Modeketten wie Zara oder H&M könnte ich mich dafür mehrfach neu einkleiden.
In der Mode ist es nämlich wie mit Fleisch und Flugreisen: Die Preise sind so niedrig, dass auch mit wenig Einkommen viel konsumiert werden kann. Der Umwelt kommt das teuer zu stehen.
Was wir brauchen ist eine nachhaltige Welt! Eine nachhaltige Welt ist ein großes Ideal: Ökologie, Ökonomie und Soziales wären im Einklang. Die Natur würde geschützt, die sozialen Belange der Menschen würden geachtet und Wirtschaft würde florieren. Wie kommen wir dem Ideal eines nachhaltigen Lebens näher? Wie wäre es, wenn wir uns etwas zu Essen zubereiten und danach aus den Verpackungen ein neues Kleidungsstück? Warum überlegen wir uns nicht einfach, für die Zukunft Kleidung unter anderem aus Müll zu machen? Sieht doch gar nicht so schlecht aus. Meinen angezogenen Figuren kann man die Ästhetik von Müll nicht absprechen, oder?“

Wie man Vorurteile verdeutlichen und abbauen kann, inszenierten Alena Strickmann und Marleen König im Selbstexperiment „Angeheftet“ und ließen sich als „leeres Blatt“ beschriften.

„Unsere Aussage soll sein, dass Urteile einen nicht loslassen und unsere Persönlichkeit beeinflussen und eigentlich oftmals gar nicht stimmen. Dadurch, dass wir uns zur Verfügung stellen und uns Verschiedenes anheften lassen wird deutlich, dass Vorurteile uns als „leeres Blatt“ beschriften. Zudem verdeutlichen wir, dass die Vorurteile nicht der Wahrheit entsprechen dadurch, dass wir im Anschluss einige vorlesen und sagen, wie es wirklich ist. Denn wenn man einander kennt, weiß man, dass Vorurteile häufig nicht der Wahrheit entsprechen. Man sollte sich also die Zeit nehmen, um die Personen wirklich kennen zu lernen.“

 

Katrin Damhuis zeigt stattdessen unterschiedliche Szenarien, wie unsere Welt mal sein könnte – jedes davon anders erschreckend.

„Mein Kunstwerk zeigt eine extreme Darstellung der möglichen Auswirkungen unseres Lebensstiles.
Ich habe neun verschiedene Erdkugeln entworfen, die sich mit jeweils einer anderen Katastrophe befasst. Es gibt folglich eine brennende, überflutete, staubige, sandige, technologisierte und vom Müll überladene Erdkugel, zudem habe ich mit der „normalen“ Erdkugel die aktuelle Erde kritisiert. Sie zählt für mich auch zu einer der „Katastrophen“- Erdkugeln, da unter anderem der Leistungsdruck der Gesellschaft und die stetigen Diskriminierungen gegenüber Menschen nicht abnehmen.
Die individuellen Skulpturen sind mit alltäglichen Gegenständen gestaltet, wie zum Beispiel die Kabel bei der digitalisierten Erdkugel, die Frischhaltefolie bei der überfluteten Erdkugel, der Staub und der Sand. Alles ist aus dem Alltag gegriffen und zeigt somit die Nähe zu unserem Leben. Die Idee zu so einem Kunstwerk habe ich schon länger im Kopf gehabt, aber nie die Gelegenheit sie um zu setzten.“

 

Und dass Kleidung nach wie vor zu billig und auf Kosten anderer hergestellt wird, verdeutlich Jona Roters mit ihrer Skulptur „Made in“.

„Meine Installation soll die Betrachter zum Nachdenken anregen. Ich möchte den Warenimport und die schlechten Arbeitsbedingungen in den asiatischen Fabriken verdeutlichen. Menschen sollen sich die Arbeit ansehen und erkennen, dass auch ihre Kleidung meist dieselben Etiketten aufweist….“