Eat Art – Kunst mit Lebensmitteln

PI1AO, PI2AO 2018 (Oberstufen des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales)

Ist das Kunst oder kann das weg? könnte man sich fragen, wenn man den Kartoffel- und Möhrenschalen von Antonia Woltering und Charlotte Ueter begegnet, die aus einer schwarzen Box quillen und vom Tisch zu fallen drohen. Es ist Kunst – ganz klar. Denn der lange dunkle Gang führt den Betrachter vor einen schwach beleuchteten Tisch, der Abfall zeigt. Wie ein Altar, glorifizierend wird der Abfall hier in seiner schönsten Form zum Kunstwerk und zeigt Vorder- und Rückseiten von Schalen und deren farbliche Vielfalt. Der Betrachter sieht dann auch viel mehr Streifen und Linien als Kartoffel- oder Möhrenschalen.

Definitiv weg kann ja wohl Papier- und Plastikabfall, oder? Diesem Gedanken widersprechen Lea Müller und Lena Sparwald. Sie sprechen die Betrachter mit „Don’t you feel ashamed?“ an, indem sie verschiedene Verpackungen sortiert auf Treppenstufen zu Wörtern geformt ausbreiten und damit einen Durchgang mit Müll versperren, der sich in nur wenigen Tagen  anhäuft und der viel zu oft unbekümmert neben dem Mülleimer liegt.

MHD überschritten – kann weg!? Nein sagt Daniel Hartmann. Viel zu häufig werden noch gute Lebensmittel weggeworfen, und sei es nur, weil die Banane zu braun oder die Gurke zu krumm ist. Viele Menschen wären froh über Lebensmittel, die durchaus noch genießbar sind und auch er spricht den Betrachter mit dessen Spiegelbild direkt an: Wieviel Lebensmittel wirfst du so weg?

Andere Schülerinne wie Paula Bätker und Sophie Engelhardt  haben sich verstärkt mit der Konsumgesellschaft auseinandergesetzt und z. B. hinterfragt, wie viel Süßigkeiten man unreflektiert konsumiert. Eine große Wand voller mit Zahnstochern aufgespießter Süßigkeiten macht die Verführung und Gefahr gleichzeitig deutlich: Essen wir zuviel davon, schadet dies unserem Körper.

Der unreflektierte Konsum von zwei braunen Materialien (Kaffee und Tabak) wurde Thema des Werkes von Josephine Drunkemühle und Stefanie Neufeld. Dabei möchten sie vor allem auf die Willkürlichkeit und den sich gegenseitig bedingenden Konsum beider Waren hinweisen: Trinke ich Kaffee, rauche ich auch und wenn ich eine rauche, möchte ich auch Kaffee trinken…

Zuviel Kaffee schadet auf Dauer… aber Louisa Lenfort und Sophia Frede ging es bei ihrem Werk vor allem um die Ausbeutung der Kaffeeindustrie. Da Geld dieser Industrie wichtiger ist als Menschenleben, sind diese als kleine Kreuze in der Kaffeeschlucht dargestellt.

Lina Brinkmann nimmt hingegen ihren eigenen Konsum genauer unter die Lupe und bildet mit dem Material Tee das Pendant zu den Kaffeetrinker*innen im Kurs. Auch wenn sie in diesem Zusammenhang Teebeutel trocknete, so waren es doch die Spuren von gefärbter Flüssigkeit auf einem Papiertuch, die sie für besonders ästhetisch hielt.

Victoria Frahling und Merit Borth beschäftigten sich in ihrem Kunstwerk mit dem Suchtpotential alltäglicher Lebensmittel und irritierten vor allem durch den Verweis auf den schulischen und medizinischen Kontext bei ihrer Präsentation.

Text: Lisa Berkemeier

Fotos: Lisa Berkemeier und Merit Borth